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Geschichte

Die Geschichte des HSK

Das Heinrich Sengelmann Krankenhaus gGmbH wurde 1964 gegründet.

Namensvater der Klinik ist Heinrich Matthias Sengelmann (* 25. Mai 1821, † 3. Februar 1899), ein evangelisch-lutherischer Pastor aus Hamburg. Er war zugleich Gründer und erster Direktor der Alsterdorfer Anstalten (seit 1988: Evangelische Stiftung Alsterdorf), zu dessen medizinischen Gesellschaften das HSK zählt.

Wie alles begann

Die Anfänge der Evangelischen Stiftung Alsterdorf, aus der das HSK 1964 hervorging, lassen sich bereits auf das Jahr 1850 datieren. Am 16. April gründet der junge Pastor Heinrich Matthias Sengelmann im Pfarrhof seiner kleinen Elbgemeinde Moorfleet eine »Christliche Arbeitsschule«. Dort unterrichtet er sozial benachteiligte Kinder. 1853 wird er zum Pastor von St. Michaelis in der Hamburger Neustadt berufen und wandelt seine Arbeitsschule in das St. Nikolai-Stift um. 1860 kauft Sengelmann den Alten Brauhof in Alsterdorf, das damals noch vor den Toren Hamburgs liegt, und zieht dort mit dem St. Nikolai-Stift ein. Hier gründet er eine Gartenbauschule und die Alsterdorfer Anstalten.

Als Sengelmann 1899 stirbt, leben mehr als 600 geistig, körperlich und seelisch behinderte Menschen sowie 140 Mitarbeitende und ihre Familien in den Alsterdorfer Anstalten und seine Stiftung ist weit über die Grenzen Hamburgs hinaus bekannt. Bis jedoch der Grundstein für das Heinrich Sengelmann Krankenhaus auf anstaltseigenem Gelände gelegt wird, gehen noch über 60 Jahre ins Land.

Das HSK wird gegründet

Nach dem 1. Weltkrieg werden Teile des alten Geländes der Alsterdorfer Anstalten gegen das Gut Stegen in Stormarn getauscht, um dort Landwirtschaft betreiben und die damaligen Anstaltsbewohner*innen eigenständig mit Lebensmitteln versorgen zu können.

Auf diesem Gut treffen sich am 9. Oktober 1955 der Hamburger Landesbischof Volkmar Herntrich, Mitglieder des Vorstands der Alsterdorfer Anstalten, Mitarbeitende der Hamburger Gesundheitsbehörde und zwei Architekten. Anlass des Besuchs ist die dramatische Überbelegung der psychiatrischen Abteilungen im Allgemeinen Krankenhaus Ochsenzoll in Hamburg. Mit dem Bau eines psychiatrischen Krankenhauses auf schleswig-holsteinischem Gebiet, nur vier Kilometer von der Hamburger Landesgrenze entfernt, will der Hamburger Senat Entlastung schaffen.

1958 bewilligt die Hamburgische Bürgerschaft einstimmig eine Staatsbeihilfe für den Bau einer Heil- und Pflegeanstalt auf dem Gelände des Gutes Stegen. Bei den Planungen für das neue Krankenhaus sprechen die Beteiligten von einer »Stadt im Grünen« oder auch von einem »Hospitaldorf«. 1960 genehmigt der Hamburger Senat den Gesamtkostenvoranschlag für die geplante Klinik. Die Grundsteinlegung erfolgt ein Jahr später. Fertiggestellt wird das Heinrich Sengelmann Krankenhaus 1964; Anfang Oktober wechseln die ersten 50 Patientinnen aus dem Krankenhaus Ochsenzoll nach Stegen, bis 1974 werden ausschließlich weibliche Patienten aufgenommen. Am 14. Oktober 1964 findet die Einweihung der seinerzeit modernsten psychiatrischen Krankenanstalt der Bundesrepublik statt. Erster Chefarzt des HSK wird Dr. med. Georg Kaps.


Die Entwicklung bis 2005

Das HSK wird 1989 in den Bedarfsplan Schleswig-Holsteins und Hamburgs aufgenommen. Es werden neue Angebote entwickelt, eine Psychotherapie-Station sowie eine Station für seelische Erkrankungen im höheren Lebensalter kommen hinzu. Behandlungsformen verändern sich.

Ein weiterer Meilenstein ist die Eröffnung der Psychiatrischen Tagesklinik in Ahrensburg Anfang der 90er Jahre. Diese damals noch neuartige, halbstationäre Behandlungsform ist heute eine wichtige Säule der psychiatrischen Versorgung im Land. Kurz darauf eröffnet das HSK an gleicher Stelle die erste psychiatrische Institutsambulanz Schleswig-Holsteins.

Ebenfalls zu dieser Zeit sucht die Freie- und Hansestadt Hamburg eine Behandlungsmöglichkeit für drogenabhängige Menschen. Das HSK bietet an, eine Station zum Entzug von illegalen Substanzen zu errichten. 1996 kann der erste Neubau seit mehr als 20 Jahren seiner Bestimmung übergeben werden, gefördert durch die Hansestadt Hamburg und das Land Schleswig-Holstein. Fast zeitgleich wird ein Angebot für alkohol- und medikamentenabhängige Menschen etabliert und mit der Station G für seelische Erkrankungen im höheren Lebensalter (seit 1998) trägt die Klinik dem Anstieg altersbedingter psychischer Erkrankungen Rechnung.

 

 

2005 bis heute

Im Jahr 2005 wird die Klinik eine gemeinnützige GmbH und kann damit finanzpolitisch, personell und fachlich eigenständiger agieren. Im Zuge dieser Entwicklung wird der außerklinische Bereich unter dem Namen tohus, gemeinnützige GmbH, von der Klinik getrennt und als eigenes Unternehmen weiterentwickelt. Damit ist die Klinik künftig für die psychiatrische Versorgung und tohus für den Bereich Eingliederungshilfe zuständig.

2007 ergänzt die tohus gGmbH durch die Inbetriebnahme des Hauses Rothenmoor die Klinikkompetenz in der Behandlung und Nachsorge für suchtmittelabhängige Menschen. Ein Jahr später geht Dr. Hans-Joachim Funke, seit 2000 ärztlicher Leiter, in den Ruhestand. Mit Prof. Dr. Matthias R. Lemke kommt ein neuer Chefarzt und ärztlicher Direktor. Mit ihm etabliert sich die psychotherapeutische Behandlung auf allen Klinikstationen und eine verstärkte Öffnung nach außen wird gefördert.

Seit 2008 gibt es eine Ethikgruppe, 2011 entsteht der »Garten für die Sinne« und 2012 neben der Station für seelische Erkrankungen im höheren Lebensalter ein neues Haus für die Station M, auf der Menschen mit Doppeldiagnosen behandelt werden können. Eine positive Entwicklung, über die man sich beim Festakt zum 50. Jubiläum des HSK am 2. Oktober 2014 freuen durfte. »Früher war die psychiatrische Klinik auf dem Lande ein Schreckgespenst, in der Leute weggesperrt wurden«, heißt es in der Festrede des ärztlichen Direktors Prof. Matthias R. Lemke. Heute werde sie eher als Schutzraum betrachtet.