Ein Ort für Menschen

50 Jahre Heinrich Sengelmann Krankenhaus

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Ein halbes Jahrhundert HSK –das ist auch ein Stück Psychiatrie-Geschichte. »Früher war die psychiatrische Klinik auf dem Lande ein Schreckgespenst, in der Leute weggesperrt wurden«, berichtete der ärztliche Direktor Prof. Matthias R. Lemke auf dem Festakt anlässlich des Jubiläums. Heute werde sie eher als Schutzraum betrachtet. Es habe große Fortschritte bei den Therapien und bei der Weiterentwicklung der Medikamente gegeben. Auch der Umgang miteinander habe sich wesentlich verändert. »Er ist weniger paternalistisch als früher, heute wird viel mehr diskutiert«.

Von einer sanften Psychiatrie, die von guter Fachlichkeit und Mitgefühl geprägt sei, sprach Staatssekretärin Anette Langner vom Sozialministerium in Kiel. Sie übergab einen Förderbescheid über eine Million Euro für den Neubau einer Tagesklinik in Bargteheide; die im kommenden Frühjahr eröffnet werden soll. Die dritte Einrichtung dieser Art nach den Tageskliniken in Reinbek und Ahrensburg.

Mit vier Millionen hat die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz Hamburg den Bau von zwei neuen Stationen gefördert. Der Neubau, der im Rahmen des Festaktes mit eingeweiht wurde, hat ausschließlich Ein- und Zweibettzimmer mit Hotelcharakter. Dort können ab sofort 50 Patienten mit den Behandlungsschwerpunkten Entzug von Alkohol- und Tabletten, Krisenintervention und Psychosen aufgenommen werden.

Die Besonderheit des HSK ist, dass es für zwei Länder einen Versorgungsauftrag hat. Patienten aus dem Kreis Stormarn werden hier ebenso betreut wie Hamburger. Staatsrätin Elke Badde, von der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz Hamburg, betonte eine enge Anbindung an die Hansestadt. Sie lobte das Heinrich Sengelmann Krankenhaus nicht nur für seine exzellente Fachlichkeit, sondern sich auch baulich den Anforderungen eines modernen Fachkrankenhauses zu stellen.

Als Vorstand der Evangelischen Stiftung Alsterdorf (ESA) wies Ulrich Scheibel darauf hin, dass sich »das Menschenbild in der Psychiatrie völlig geändert« hat. Statt Bevormundung stehe heute das Recht auf umfassende Teilhabe an der Gesellschaft und ein möglichst selbstbestimmtes Leben im Mittelpunkt. Und »das HSK ist 50 Jahre, aber auf keinen Fall in die Jahre gekommen« beendete Scheibel seine Grußworte.

Wie kam das Heinrich Sengelmann Krankenhaus überhaupt zu seinem Namen bzw. »Wer war Heinrich Sengelmann?« war das Thema des Festvortrages vom Vorstandvorsitzenden der ESA Prof. Hanns-Stephan Haas. »Stiftungsgründer Heinrich Sengelmann war ein kluges Schlitzohr, er heiratete eine reiche Frau«, sagte Prof. Haas. Im Gegensatz zum Zeitgeist im 19. Jahrhundert sei Sengelmann für eine gute Bildung von Menschen mit Behinderung eingetreten. Zu diesem Zweck gründete er 1863 die damaligen Alsterdorfer Anstalten. Er sei oft angeeckt, weil er sich gegen die falschen Werte seiner Zeit einsetzte. »Der Makel des Versagens haftet auch heute noch so mancher Krankheit an«, so Prof. Haas. Umso wichtiger sei das Ziel des HSK, dass die Patienten das Haus gestärkt und ermutigt verlassen. Das HSK sei heute ein attraktiver medizinischer Standort und ausgezeichneter Arbeitgeber.